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Programm

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Duoabend Friederike Starkloff, Violine & Gerrit Zitterbart, Clavier: 
Franz Schubert, Violinsonate a-Moll op.137,2

Göttinger Tageblatt Mai 2019
Kammermusik mit himmlischen Längen 

Dem Komponisten Franz Schubert sind die dritten ClavierTage Göttingen gewidmet. Am Donnerstag ist das viertägige Festival mit einem Kammerkonzert in der gut besuchten Reformierten Kirche eröffnet worden



Initiator der Clavier-Tage ist der Göttinger Pianist Gerrit Zitterbart, Professor an der Musikhochschule in Hannover, der seit sieben Jahren in seinem Clavier-Salon am Stumpfebiel mehr als tausend Konzerte veranstaltet hat. Warum Clavier mit C? Zitterbart hat sich auf historische Aufführungspraxis spezialisiert: Unter Klavier mit K versteht man üblicherweise Instrumente moderner Bauart, aber nicht Clavichorde, Hammerflügel oder Tafelklaviere. Diese Instrumente älterer Bauart sind mit der Bezeichnung Clavier gemeint. 
Wer mutmaßt, Konzerte mit historischen Instrumenten seien nur eine Marotte von und für Spezialisten, irrt. Die Unterschiede sind auch für den nicht vorgebildeten Laien sofort wahrzunehmen: Musik, die um 1800 komponiert worden ist, hat auf einem modernen Konzertflügel einen ganz anderen Klang als auf Instrumenten ihrer Entstehungszeit. 
Zitterbart benutzt bei den Schubert gewidmeten Clavier-Tagen einen Flügel, den der Wiener Klavierbauer Matthias Müller 1836 hergestellt hat, eine Leihgabe der hannoverschen Musikhochschule: viel, viel durchsichtiger im Klang als ein moderner Steinway, frei von jeglicher Dumpfheit, silbrig im Diskant, wunderbar für das Zusammenspiel mit Streichern, die nirgends vom Klavierklang verdeckt werden. Für einen großen Konzertsaal hätte dieser Flügel vielleicht zu wenig Power, Rachmaninow sollte man beispielsweise nicht unbedingt auf diesem Instrument spielen wollen. Aber für Schuberts Musik ist er ideal. 
Zitterbart musizierte in diesem Konzert gemeinsam mit zwei hannoverschen Musikern: der Geigerin Friederike Starkloff, Erste Konzertmeisterin bei der NDR-Radiophilharmonie Hannover, und dem aus Russland stammenden Cellisten Leonid Gorokhov, der seit 2008 an der Musikhochschule Hannover unterrichtet. Den Abend eröffneten die drei Musiker mit Schuberts Notturno Es-Dur für Klaviertrio und zeigten schon in diesem gesanglich schwelgerischen Stück ihre feinen lyrischen Qualitäten. 
Zwei Duosonaten Schuberts folgten, die 1816 komponierte Violinsonate a-Moll und die in gleicher Tonart stehende Sonate für Arpeggione und Klavier, die, weil das von Schubert vorgesehene Instrument längst nicht mehr gebaut wird, üblicherweise auf dem Violoncello gespielt wird. Der Part liegt deutlich höher als in traditionellen Cellostücken – doch wenn ein virtuoser Solist diese hohen Lagen mit einer solchen tänzerischen Leichtigkeit erklimmt, wie es Gorokhov an diesem Abend tat, ist der Genuss vollkommen. Nicht minder anmutig und leichtfüßig, aber auch durchaus energisch und markant interpretierte Starkloff die Violinsonate. Beiden Streichern war Zitterbart ein ausgesprochen aufmerksamer, gleichberechtigter Partner, der sich nirgends unangemessen in den Vordergrund drängte. 
Den Abend krönte Schuberts großes Es-Dur-Trio, eine Huldigung an Beethoven, der im Jahr vor der Komposition dieses Werks gestorben war. Mit einer Spieldauer von einer Dreiviertelstunde ist dieses Trio schier unendlich, doch wird man der Musik angesichts der Ideenfülle und der zauberhaften Melodik Schuberts nirgends überdrüssig. 
Schumanns Wort von den „himmlischen Längen“ bei Schubert bewahrheitet sich in diesem Werk aufs Schönste. Begeistert applaudierten die zahlreichen Zuhörer, angetan von Schuberts Musik, den hohen kammermusikalischen Qualitäten der Mitwirkenden und dem Charme des Ortes, der diesem Konzert einen zugleich intimen und großzügigen Rahmen verlieh. 
Michael Schäfer